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Fragen und Antworten zum Projekt Heilige Makrele Mainz - Hafenbad-Mainz.de

Jan. 13, 2021

Alex, sag mal: Wie kommst du auf die verrückte Idee in einem Hafenbecken Leute ins Rheinwasser zu scheuchen?

 

Wasser ist ein Magnet. Alle und alles zieht es dahin. Ohne den Rhein gäbe es unser goldenes Mainz nicht. Die Sehnsucht nach Sonne, Wasser, Ruhe und Natur ist ein tiefes menschliches Bedürfnis. An einem sonnigen Tag spazieren hunderte Menschen rund um den Zollhafen, obwohl er noch zur Hälfte eine Baustelle ist. Die Mainzer lieben ihren Fluss, können allerdings nur am Rhein flanieren und haben keine Möglichkeit mal rheinzuspringen oder wenigstens mal mit den Füßen drin zu stehen.

 

Aber was ist eine Liebe ohne Berührung?

 

Ja, genau. Es wäre doch wunderbar, diese Distanz aufzulösen.

 

Woher kommt der Antrieb so ein Projekt in die Hand zu nehmen?

 

Meine Tochter bat mich im April 2020 zum einen darum im Zollhafen ein Schwimmbad zu planen.

Die Geschichte ist auf Instagram zu lesen. Zum anderen bin ich mit dem Rhein aufgewachsen. Ich habe das große Hochwasser 1988, aber auch das historische Niedrigwasser 2003 erlebt. Im Sommer bin ich so oft wie möglich auf dem Wasser.


Als Wasserbauingenieur mit einem Büro in der Mainzer Neustadt habe ich viele Projekte an Flüssen und da liegt es klar auf der Hand, die einmalige Möglichkeit zu nutzen, hier etwas für meine Stadt zu tun.

 

Die Qualität des Rheinwassers wird immer besser und ist zeitweise hervorragend. Viele Menschen können sich heute immer noch nicht vorstellen, im Rheinwasser planschen zu gehen, auch wenn es bereits zahlreiche Rheinbäder gibt. Auch in Mainz gab es an der Theodor-Heuss-Brücke mal ein Schwimmponton, das muss in etwa 2007 gewesen sein.

Ich denke, die Einstellung zum Rhein ändert sich schnell, wenn man drin war. Es ist ein Lebenstraum, diese Vision zu verwirklichen.

 

Warum unbedingt im Nordbecken des Zollhafen?

 

Möglich ist dies, da es für die über 2 Hektar große Wasserfläche keinerlei Planungen oder Absichten seitens der Stadt gibt. Ursprünglich sollten hier auch Liegeplätze für Boote kommen, diese wurde jedoch aufgrund der naturschutzrechtlichen Auflagen im Hinblick auf die gegenüberliegende Petersaue nicht realisiert, weswegen die Wasserfläche nun für alle Mainzer erschlossen werden sollte. Durch die historische Entwicklung des Hafens haben wir hier nun die einmalige Chance innerhalb unserer Stadt, alle wasserliebenden Menschen mit ihrem Fluss in Berührung zu bringen.

 

Welche Vorteile hat dieser Standort?

 

Zunächst die unmittelbare Nähe zur Stadt. Die Menschen mögen es einfach, abends das Blingbling des Sonnenuntergangs im Wasser zu genießen. Deswegen fährt halb Mainz über die Brücke an den Kasteller Strand. Viele Sonnenanbeter klettern am Zollhafen auch über die Geländer und chillen am steinernen Ufer der Südmole in Höhe der Hafeneinfahrt. Das sieht manchmal aus wie ein Schwarm Tauben, der sich im Winter auf den Dachziegeln in der Sonne wärmt. Mit dem Hafenbad böte sich die Chance ganz legal den Abend mit einem magischen Glitzern der Sonnenstrahlen im Wasser einzuläuten. Mitten in der Stadt.

 

Und wenn man möchte, kann man das dann auch im Wasser erleben?

 

Ja, das war die ursprüngliche Intention, nachdem mich meine Tochter im April quasi dazu aufforderte ein Hafenschwimmbad zu planen. Jeder weiß, wie rar die Möglichkeiten hierzu in Mainz sind.

 

Ist das Hafenwasser nicht zu schmutzig?

 

Es wird viele überraschen, aber insbesondere im 23.000 Quadratmeter großen Nordbecken ist das Wasser besonders sauber, da hier keine Boote anlegen und unsere Untersuchungen ergeben haben, dass kein Schmutzwasser eingeleitet wird.

Als wir im September das Hafenbecken vermessen und Proben entnommen haben, war das Wasser dort genauso klar wie eine Woche zuvor am Bodensee - 3 Meter Sichtweite bis zur Hafensohle runter mit zahlreichen Fischen. Heilige Makrele! Es gibt noch zwei entscheidende Vorteile gegenüber dem Rhein: Im Hafen ist keine Strömung vorhanden. Und eine Verschmutzung des Rheins, beispielsweise nach Gewitterregen durch Kanalentlastungen käme kaum bzw. zeitlich verzögert an.

 

Wie soll gewährleistet werden, dass zu jeder Zeit das Wasser auch bestimmten Qualitätskriterien entspricht?

 

Ich habe ein spezielles Filtersystem mit einer kontinuierlichen Zirkulation entwickelt, welches den gesamten Wasserkörper vom restlichen Hafen räumlich abtrennt. Vor 8 Jahren gab es mal eine Art Wettbewerb unter Ingenieurbüros zur Entwicklung der nun bald im Zollhafen entstehenden Grachten. Wir hatten seinerzeit den Wettbewerb u.a. mit einer Technik gewonnen, die bei Pflanzenkläranlagen wesentlicher Baustein ist.

Maßgebend für die Qualität eines Badegewässers ist eine Richtlinie der EU. Hier hatte ich mit den zuständigen Behörden des Landesamtes für Umwelt, Rheinland-Pfalz ein Beratungsgespräch. Auch mit dem Gesundheitsamt wird es solch ein Gespräch geben.

 

Was genau ist im Hafenbecken geplant?

 

Absolute Priorität ist, dass Menschen hier Ruhe und Licht am - und wenn man will auch - im Wasser tanken können.


Daher planen wir mehrere große geschwungene Holzpontons auf und über dem Wasser. Schwimmende Holzinseln, die wie Puzzleteile ineinandergreifen Das Hafenbecken hat eine Breite von 60 Metern, von daher ist es möglich auch für Sportschwimmer einen Raum zu schaffen, in dem sie ihre gewohnten 50 Meter Bahnen ziehen können.
Die Stadt Mainz bekommt hier ein Schwimmbad zur Verfügung gestellt, ohne es selbst finanzieren zu müssen. Die Stadt ist ja mit dem Taubertsbergbad ein gebranntes Kind.

Ein Begrünungskonzept habe ich im September entworfen, das mit Anpflanzungen auf den Dalben und schwimmenden Bauminseln versehen ist, um die etwas harte, schroffe Wirkung des Beckens abzufedern und eine wohlige entspannte Atmosphäre zu schaffen. Es wird sich ein ganz besonderer Charme entwickeln. Diesen besonderen Hafenflair konnte man ja schon im alten

Hafengarten (hi Dominic ;-)) oder nun im wunderbaren Minthe-Biergarten erahnen.

 

Wird es hier nicht irgendwann laut, wenn viele Menschen Abkühlung suchen?

 

Sicher nicht. Denn das würde sich genau gegen unseren Grundgedanken richten: Einen Ruhepo(o)l im Zentrum einer jungen urbanen Umgebung. Das Projekt ist nicht vergleichbar mit einem Freibad oder der Grillwiese am Winterhafen.

 

Aber rund um die Südmole und den Treppen zum Rhein kam es abends und nachts im letzten Sommer schon zu Beschwerden durch die Anwohner.

 

Die Heilige Makrele! wird nachts abgeschlossen und bewacht sein. Im Gegensatz zu den restlichen Uferbereichen werden die neuen Anlieger hier im Sommer nachts mit offenem Fenster schlafen können, was einen nicht unerheblichen Mehrwert darstellen dürfte.

 „Austoben“ können sich die Jugendlichen zusätzlich entlang des in naher Zukunft neu gestalteten grünen Rheinufers auf der anderen Seite der Mole. Das wird im Übrigen sehr spannend, ich habe die Entwürfe der Landschaftsarchitekten gesehen, von denen ich einige wegen Fragen zum Hochwasserschutz und Entwässerung beraten habe.

 

Wie sehen die neuen Bewohner das Hafenprojekt?

 

Ich habe mich mit den neuen Anwohnern am Rotterdamer Platz und an den Grachten unterhalten und sie möchten nicht auf ein rechteckiges totes Wasserloch schauen müssen. Sie können es kaum abwarten, dass hier Leben einzieht und die Wasserflächen für alle nutzbar werden. Dieser schöne blaue Mohr-Kran wird in das Konzept mit aufgenommen, allerdings wird sich alles nur unten am Wasser abspielen. Welches Hotel am Rhein kann behaupten, dass ihre Gäste quasi in Badeschlappen zum Schwimmen gehen können?

 

Du hast ja nicht nur mit Anwohnern gesprochen, sondern auch mit Verantwortlichen.

 

Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir von vielen Seiten ein offenes Ohr und Vertrauen geschenkt wurde, was ja Voraussetzung für das Hafenbad ist. Eine kleine Herausforderung war für mich die Herangehensweise, damit sich niemand vor vollendete Tatsachen gestellt fühlt. Herr Zantopp-Goldmann, von der Zollhafen GmbH und Co. KG, nahm sich direkt Zeit und lud uns zu einem Gespräch ein. Selbst Verkehrsdezernentin Katrin Eder hörte 40 Minuten gespannt meinen Visionen zu, ebenso wie der Ortsvorsteher Christoph Hand. Nach dem Abschluss aller baulichen Tätigkeiten im Zollhafen wird der Wirtschaftsbetrieb der Stadt Mainz die Verwaltung übernehmen. Mit Herrn Paulus vom Wirtschaftsbetrieb konnte ich mich über eine Stunde lang intensiv austauschen, auch über allgemeine Themen rund um den Rhein, sowie der Häfen.
Weiterhin gab es Gespräche mit der Genehmigungsbehörde, dem Zentralen Referat der SGD Süd in Neustadt, Herrn Dr. Bauer und dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz.

 Auch mit dem Hafenmeister und dem ehemaligen Vorsitzenden der Stadtwerke Mainz, Herrn Höhne hatte ich Gespräche. Mit dem Unternehmer Hilmar Hoenes, dem Chef mehrerer Bootsschulen von OnWater ebenso wie mit den beiden Unternehmern Bastian und Wanja von Kiezbaum/Kransand oder Pascal von zollhafen.com habe ich mich getroffen. Hier ist eine tolle Eigendynamik entstanden.

Herrn Oberbürgermeister Ebling hatte ich angefragt, doch in diesem ganz besonderen Jahr 2020 lagen die Prioritäten selbstverständlich ganz woanders.

 

Wie soll eigentlich die bauliche Realisierung des Projektes stattfinden?

 

Wenn wir die Entwurfsplanung abgeschlossen haben und eine Kostenschätzung steht, wird über eine eigenständige Gesellschaft, die ich gründen werde, Kapital für die Finanzierung beschafft und ein Pachtvertrag mit der Zollhafen GmbH und Co. KG beziehungsweise dem Nachfolger, dem Wirtschaftsbetrieb Mainz angestrebt. Parallel dazu reichen wir bzw. die Gesellschaft bei der zuständigen oberen Wasserbehörde des Landes Rheinland-Pfalz die wasserrechtliche Genehmigung ein. Darüber hinaus klopfe ich auch noch verschiedene Möglichkeiten der Förderung ab. Mainz hat ja jetzt ein Dezernat für Fördermanagement.

 

Wie geht es aktuell weiter?

 

Weiter Vollgas natürlich. Der Aspekt der Wasserreinigung und -qualität wird von einem Werkstudenten meines Büros im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit untersucht, hieraus ergeben sich weitere Handlungsempfehlungen. Mit den beiden Domains www.heilige-makrele-mainz.de und hafenbad-mainz.de werden Informationen rund um das Projekt online gestellt. Regelmäßiges Futter gibt es auch über den jungen Kanal bei Instagram @heilige.makrele.mainz.

 

Und eine Frage, die sicher allen ergibt, bis hierhin durchgehalten haben: Wann ist die Eröffnung?

 

Im Frühling 2025. Wenn alles flutscht, vielleicht sogar ein Jahr früher. Es sind mittlerweile sehr viele, die es kaum erwarten können. Am wenigsten meine Tochter und ihre Freundinnen.

 

Mainz, den 12.01.2021


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Danke für den Besuch in unserem Projektbüro
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